Berlin (Reuters) - Die Preise im deutschen Großhandel sind im Juli erstmals seit mehr als anderthalb Jahren wieder gefallen.

Im Vergleich zum Vormonat sanken sie um 0,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Das war der erste Rückgang seit Oktober 2020. Dafür sorgte etwa die Entwicklung bei Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermitteln, die saisonal bedingt 8,4 Prozent günstiger zu haben waren. Erze, Metalle und Metallhalbzeug waren 4,9 Prozent preiswerter, ebenso Altmaterial und Reststoffe (-2,7 Prozent).

Verglichen mit dem Vorjahresmonat nahm der Preisanstieg im deutschen Großhandel den dritten Monat in Folge ab. Die Preise stiegen im Juli um durchschnittlich 19,5 Prozent zum Vorjahresmonat. Im April hatte es mit 23,8 Prozent noch das größte Plus seit Beginn der Berechnungen 1962 gegeben, seither nimmt der Inflationsdruck in diesem Bereich leicht ab. Der russische Krieg gegen die Ukraine hat vor allem Rohstoffe, Energieträger und Lebensmittel deutlich teurer gemacht.

Die Preise im Großhandel mit Mineralölerzeugnissen zogen im Juli um 53,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat an. Besonders kräftige Anstiege gab es auch bei festen Brennstoffen (+92,9 Prozent) sowie mit chemischen Erzeugnissen (+41,3 Prozent). Erheblich teurer waren im Großhandel auch Milch, Milcherzeugnisse, Eier, Speiseöle und Nahrungsfette (+38,7 Prozent) sowie Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermittel (+33,4 Prozent).

Die Entwicklung gilt als Indikator für zukünftige Inflationstendenzen. Denn der Großhandel gilt als Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden, höhere Kosten landen am Ende zumindest teilweise bei den Konsumenten. Die Verbraucherpreise sind im Juli um 7,5 Prozent und im Juni um 7,6 Prozent gestiegen, nachdem teure Energie die Inflationsrate im Mai mit 7,9 Prozent auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren getrieben hatten. Der staatliche Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket im Nahverkehr sorgten zuletzt für ein wenig Entlastung, doch halten Ökonomen im Herbst wegen stark steigender Gaspreise zweistellige Teuerungsraten für möglich. Die Höhe der Gasumlage soll diesen Montag festgelegt werden.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)