Berlin (Reuters) - Die Aktien von ProSiebenSat.1 bekommen Rückenwind von Spekulationen über eine Übernahme durch den italienischen Großaktionär MFE und Quartalszahlen.

Die im Kleinwertindex SDax notierten Papiere starteten am Dienstag zwar mit bis zu minus 2,6 Prozent in den Handel, dreht dann jedoch ins Plus und lagen am frühen Vormittag 1,6 Prozent höher bei 7,73 Euro. Insidern zufolge verhandelte MFE-MediaForEurope zuletzt mit Banken über die Finanzierung einer Übernahme des deutschen Fernsehkonzerns. Es gehe darum, ein potenzielles Übernahmeangebot von ProSieben für bis zu rund vier Milliarden Euro zu finanzieren, hatte die Nachrichtenagentur Reuters von mit der Sache vertrauten Personen und aus Dokumenten dazu erfahren. MFE und ProSiebenSat.1 hatten sich am Montag dazu nicht geäußert.

Ein Händler sagte, ProSiebenSat.1 habe solide Geschäftszahlen für das erste Quartal vorgelegt und seinen Ausblick für 2024 bestätigt. Dies sollte sich positiv auf die Aktie auswirken - ebenso wie der Reuters-Bericht über die MFE-Pläne für eine potenzielle Übernahme.

ProSiebenSat.1 steigerte seinen Umsatz im ersten Quartal im Jahresvergleich um sechs Prozent auf 867 Millionen Euro, wie der Konzern am Montagabend auf Basis vorläufiger Geschäftszahlen mitgeteilt hatte. "Dazu trug die Erholung der TV-Werbeerlöse wesentlich bei." Außerhalb des Kerngeschäfts entwickelten sich demnach auch das Online-Vergleichsportal Verivox sowie der Online-Kosmetik-Händler Flaconi sehr positiv. Für beide Töchter hat das Unternehmen einen auch von MFE geforderten Verkaufsprozess gestartet. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) kletterte trotz des angekündigten Anstiegs der Programmaufwendungen um 35 Prozent auf 72 Millionen Euro. Dabei habe sich ein konsequentes Kostenmanagement positiv ausgewirkt.

Den nächsten Höhepunkt in dem Machtkampf mit dem größten Aktionär MFE dürfte es zur ProSieben-Hauptversammlung am 30. April geben. Die von der Familie Berlusconi kontrollierte Holding MFE plädiert dafür, eine Abspaltung des Dating- und E-Commerce-Geschäfts vom Kerngeschäft Unterhaltung zu prüfen und vorzubereiten. Das würde es für MFE attraktiver machen, ProSiebenSat.1 zu übernehmen. Wie die von Reuters eingesehenen Dokumente zeigten, führte MFE-MediaForEurope Ende vorigen Jahres und Anfang 2024 Gespräche mit Kreditgebern, die an der Finanzierung einer möglichen Übernahme von ProSieben als Ganzem interessiert wären und dies auch unterstützen würden.

MFE ist 2019 bei den Bayern eingestiegen und hält fast 30 Prozent an ProSiebenSat.1. Die übrigen 70 Prozent sind zu aktuellen Marktpreisen rund 1,2 Milliarden Euro wert. Die Aktien des Konzerns, die in den vergangen drei Jahren um fast 60 Prozent gefallen waren, kletterten seit die Italiener eine Aufspaltung der Senderkette vorgeschlagen haben um rund 20 Prozent.

(Bericht von Klaus Lauer und Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)