Frankfurt (Reuters) - Ein anhaltend starkes Cloud-Geschäft hat SAP zum Jahresauftakt erneut kräftiges Wachstum beschert.

"Wir hatten einen großartigen Start in das Jahr 2024 und sind zuversichtlich, unsere Ziele für das Jahr zu erreichen", sagte Christian Klein, Chef des Walldorfer Softwarehauses, in der Nacht zum Dienstag. Hierfür spreche das Rekordplus beim Auftragsbestand für das zukunftsträchtige Cloud-Geschäft. Es stieg im ersten Quartal währungsbereinigt um 28 Prozent auf 14,179 Milliarden Euro.

Offenbar griffen SAP-Kunden vermehrt zu Angeboten, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierten, sagte ein Börsianer. Damit sei SAP auf gutem Weg, die "40er Regel" zu erfüllen. Sie besagt, dass bei Anbietern von Cloud-Software (Software-as-a-Service, SaaS) das Umsatzwachstum und das Verhältnis des Barmittel-Zuflusses zu den Erlösen zusammengerechnet bei mehr als 40 Prozent liegen sollte. Zum Jahresauftakt hat SAP diese Schwelle fast erreicht. Früheren Aussagen des Firmenchefs Klein zufolge sind Kunden bereit, für KI-Dienste Preisaufschläge von bis zu 30 Prozent zu zahlen.

Auch Umsatz und Gewinn wuchsen zum Jahresauftakt deutlich: Das operative Ergebnis habe um 19 Prozent auf 1,533 Milliarden Euro zugelegt. Rechne man die zusätzlichen Kosten für die Vergütungen aus Aktienoptionsprogrammen heraus, liege das Plus sogar bei mehr als 20 Prozent, erläuterte SAP-Finanzchef Dominik Assam in einer Pressekonferenz. Dieser Wert liege zwar leicht unter den Erwartungen, kommentierte Analyst Charles Brennan von der Investmentbank Jefferies. Das Plus beim Cloud-Auftragseingang und der überraschend starke Barmittel-Zufluss von knapp 2,5 Milliarden Euro wögen dies aber mehr als auf. Die SAP-Aktie stieg am Dienstag um bis zu 5,2 Prozent, so stark wie zuletzt nach Veröffentlichung der Geschäftszahlen vor drei Monaten.

Um die operative Entwicklung klarer hervorzuheben, berücksichtigt SAP bei den maßgeblichen Kennziffern erstmals die Kosten für Aktienoptionsprogramme. Weil der Kurs der Papiere in den vergangenen Monaten kräftig zugelegt hatte, musste die Firma ihren Beschäftigten für Optionen mehr Geld auszahlen als geplant. Im weiteren Jahresverlauf seien aber keine weiteren außergewöhnlichen Belastungen zu erwarten, weil die Barablösung aus diesen Anrechten auslaufe. Die Mitarbeiter erhalten stattdessen die Anteilsscheine gutgeschrieben.

WEITERHIN OPTIMISTISCH - MILLIARDENSCHWERE RÜCKSTELLUNG

Aus diesem Grund halte SAP an den Gesamtjahreszielen fest, fügte Assam hinzu. Aus Sicht des Jefferies-Experten Brennan lässt dies viele Anleger aufatmen. Sie hätten zuvor befürchtet, dass die Einbeziehung der Aktienvergütungen den Ausblick belasten wird.

Für 2024 hat Europas größtes Softwarehaus einen Anstieg des operativen Gewinns um 17 bis 21 Prozent auf 7,6 bis 7,9 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Die Cloud-Erlöse würden voraussichtlich um 24 bis 27 Prozent auf 17 bis 17,3 Milliarden Euro zulegen. Letztere waren im ersten Quartal währungsbereinigt um ein Viertel auf 3,928 Milliarden Euro gestiegen. Der Konzernumsatz wuchs um neun Prozent auf 8,041 Milliarden Euro.

Gleichzeitig bildete SAP Rückstellungen im Volumen von 2,2 Milliarden Euro für den angekündigten Konzernumbau. Dies sei der Löwenanteil dieser Kosten, erläuterte Assam. Deren genaue Höhe werde sich erst in den kommenden Monaten herauskristallisieren. Sie hänge unter anderem davon ab, wie viele Beschäftigte die Abfindungsangebote annähmen. Bei einer Bilanzierung nach dem internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS ergebe sich durch die genannten Rückstellungen ein operativer Verlust von 800 Millionen Euro.

Um sich fit für die Umwälzungen durch den Siegeszug von KI zu machen, will die Firma etwa 8000 Stellen streichen. In Deutschland sind einem Medienbericht zufolge etwa 2600 Jobs betroffen. Da gleichzeitig aber Beschäftigte für den Einsatz in zukunftsträchtigen Bereichen umgeschult oder neues Personal eingestellt werde, bleibe die Größe der Belegschaft insgesamt fast unverändert.

(Bericht von Hakan Ersen. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)