Zürich (awp) - Die Schweizer Börse befindet sich am Dienstag auf Konsolidierungskurs. Seit Anfang des Monats hat der Leitindex SMI mehr als 500 Punkte hinzugewonnen. Das müsse nun erst einmal verarbeitet werden, heisst es im Handel. Zudem stehen im Handelsverlauf mehrere relevante Wirtschaftsdaten auf dem Programm: So geben die ZEW-Konjunkturerwartungen aus Deutschland einen Hinweis auf die konjunkturelle Entwicklung, die sich etwas aufzuhellen scheint. In den USA werden die die ersten Inflationsdaten für diese Woche erwartet. Hierzulande steht das Geschehen zunächst aber ganz im Zeichen der verschiedenen Nachrichten aus dem Gesundheitssektor.

Am heutigen Nachmittag dann stehen zunächst die US-Produzentenpreise im Fokus, bevor am morgigen Mittwoch dann die Konsumentenpreise folgen. In den vergangenen Tagen hat eine Mischung aus Konjunkturdaten und den jüngsten Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell den Zinssenkungsfantasien wieder Nahrung gegeben. Mit diesen nun eingepreisten Hoffnungen seien Enttäuschungspotenzial und Fallhöhe entsprechend hoch. Die treffe umso mehr zu, falls die erhoffte Trendwende in den Konsumentenpreisen in den USA im April erneut ausgeblieben ist und damit der leichte Aufwärtstrend in den Teuerungsraten seit Jahresbeginn weiter Bestand hat. "Dann könnte viel Fantasie auf einen Schlag auch wieder aus den Aktienkursen ausgepreist werden."

Der Leitindex SMI fällt gegen 10.55 Uhr um 0,22 Prozent zurück auf 11'741,80 Punkte. Der 30 Titel umfassende SLI tritt dagegen mit +0,03 Prozent auf der Stelle bei 1916,46 Zählern, während der breit gefasste SPI 0,15 Prozent verliert auf 15'686,35 Punkte. Im SLI geben 18 Werte nach und 12 gewinnen hinzu.

Der Nachrichtenfluss wird vor allem von Vertretern aus der Gesundheitsbranche dominiert. So haben Alcon, Sonova und Lonza Zahlen vorgelegt, die unterschiedlich am Markt aufgenommen werden. Roche dagegen stehen nach Studiendaten des Konkurrenten Novo Nordisk im Scheinwerferlicht.

Vor allem die Alcon-Aktien (+9,6%) zünden nach den Zahlen ein kleines Kursfeuerwerk. Der Augenheilkunde-Spezialist hat im ersten Quartal 2024 beim Umsatz leicht, beim Gewinn dagegen deutlich zugelegt. Für das Gesamtjahr zeigt es sich nun zuversichtlich für die angepeilten Ziele. Die ersten Analystenkommentare fallen durch die Bank positiv aus. Immerhin sei es dem Konzern gelungen, trotz eines starken Gegenwinds von Währungsseite zum Teil besser als erwartet abzuschneiden.

Der Hörgerätehersteller Sonova (+6,9%) dagegen hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 ein tieferes Ergebnis erzielt. Dies war aber bereits erwartet worden. Immerhin stellt das Unternehmen für das laufende Jahr wieder Wachstum in Aussicht. Das klare Plus sei zum Teil Erleichtungskäufen geschuldet, nachdem Hiobsbotschaften ausgeblieben seien.

Diesen Gewinnen stehen Abgaben beim Pharmaauftragsfertiger Lonza (-2,2%) gegenüber, der etwas schwächer ins Geschäftsjahr 2024 gestartet ist. Insgesamt brachte das Geschäftsupdate laut Analysten aber wenig Überraschendes. Darum würden nun weitere Gewinne in den gut gelaufenen Papieren mitgenommen. Mit einem Plus von mehr als 40 Prozent sind die Titel der Top-Blue-Chip in diesem Jahr.

Als grössere Belastung für den Gesamtmarkt erweist sich vor allem aber das Schwergewicht Roche (GS -2,3%). Der Konkurrenten Novo Nordisk hat starke Studiendaten zu einem Bluter-Kandidaten vorgelegt. Dies könnte nun für einen härteren Konkurrenzdruck beim Roche-Blockbuster Hemlibra sorgen, so die Befürchtungen. Ein Analyst fragt sich bereits, ob nicht die Spitzenumsatzerwartungen für das Mittel angepasst werden könnten.

Generell schwächer entwickeln sich zudem die Versicherer Swiss Re, Swiss Life und Zurich, die um bis zu 1,4 Prozent nachgeben. Der Rückversicherer Swiss Re wird an diesem Donnerstag, die Swiss Life dann kommenden Woche mit Quartalszahlen erwartet. Der deutsche Konkurrent Hannover Rück hat am Morgen berichtet, mit mehr Gewinn ins Jahr gestartet zu sein.

Unter den Gewinnern sind bei den Blue Chips Lindt&Sprüngli (+1,0%) zu finden. In den hinteren Reihen verteuern sich die Aktien vom Schokoladehersteller Barry Callebaut um 1,7 Prozent. Händler verwiesen auf einen Medienbericht, in dem der Lindt-Schweiz-Chef Marco Peter den nächsten Preisschub für Schoggi ankündigt.

Derweil geht es für den angeschlagenen Milchverarbeiter Hochdorf (-1,4%) am Tag vor einer voraussichtlich spannenden Generalversammlung abwärts. Am morgigen Mittwoch entscheidet sich, ob der neue Aktionär Newlat sich mit seinen Plänen zum Austausch des Verwaltungsrats gegen den Widerstand der Innerschweizer Milchbauern durchsetzen kann.

hr/ra