Zürich (awp) - Die jüngsten Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten haben die Finanzmärkte auch am Freitag fest im Griff gehalten. Nach einem schwachen bzw. von grosser Verunsicherung geprägten Start beruhigten sich die Gemüter allerdings wieder und der Leitindex SMI stieg bis Handelsschluss deutlich in die Gewinnzone. Grund für die anfängliche Schwäche war ein mutmasslich von Israel gegen Iran geführter Vergeltungsschlag auf die Angriffe vom vergangenen Wochenende. Dies hatte die Angst vor einem Flächenbrand in der Region mit weltweit ungewissen Folgen geschürt.

Doch legten sich diese Sorgen wenigstens zum Teil wieder. Die G7-Staaten wollen einen Krieg zwischen Iran und Israel unbedingt vermeiden und forderten die Parteien an einer Konferenz auf, eine Eskalation unbedingt zu vermeiden. Neben der Angst vor einem Flächenbrand in Nahost sorgten sich die Marktteilnehmer weiter um die US-Zinsen. An den Märkten spukt seit kurzem das Gespenst einer Zinserhöhung statt einer -senkung herum. Diese Kombination sei für den Aktienmarkt, bei dem bereits seit Anfang April Sand im Getriebe sei, toxisch, meinte ein Händler. Die weitere Marktentwicklung hänge auch von der Entwicklung des Ölpreises ab, heisst es weiter. Denn ein steigender Ölpreis stehe auch für mehr Inflation.

Der SMI, der im frühen Geschäft bis auf 11'127 Punkte gefallen war, schloss um 0,59 Prozent höher mit 11'296,40 Punkten. Damit hat der SMI auf Wochensicht gut 0,7 Prozent verloren und weist für das laufende Jahr noch ein Plus von rund 1,4 Prozent auf.

Der SLI Index, der die 30 wichtigsten Aktien enthält und in dem die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, legte derweil lediglich 0,16 Prozent zu auf 1839,71 und der breite SPI 0,49 Prozent auf 14'982,45 Zähler. Im SLI waren 15 Werte im Minus, 14 im Plus und einer (SGS) unverändert.

Dass der SMI den Handel so klar im positiven Bereich schliessen konnte, verdankte er vor allem dem Index-Riesen Nestlé (+2,2%), dessen Kursanstieg zu einem sehr grossen Teil für das Plus des Leitindex verantwortlich war. Grund für das Kursplus der schwersten Schweizer Aktie waren starke Zahlen des französischen Kosmetikkonzerns L'Oréal, an dem Nestlé beteiligt ist. Etwas Phantasie lösten L'Oréal auch beim Börsenneuling und der ehemaligen Nestlé-Tochter Galderma (+1,6%) aus.

Mit den Aktien von Sandoz (+2,8%), Novartis (+1,2%), Roche GS (+1,0%) und Alcon (+0,5%) sowie Swisscom (+1,5%) und Givaudan (+1,3%) schlossen weitere defensive Werte im Plus. Ebenfalls in der Gunst der Anleger standen die Versicherer Zurich (+1,2%) und Swiss Life (+0,5%) sowie der Industriekonzern ABB (+0,7%).

Stark unter Druck standen VAT (-2,8%), Logitech (-1,2%), Inficon (-1,4%) und Comet (-3,4%). Hier verwiesen Händler auf die gesenkten Erwartungen bei dem Chiphersteller TMSC. Bei Comet wirkten sich allerdings die Quartalszahlen zusätzlich negativ aus.

Unter Abgaben litten auch Wachstumswerte wie Lonza (-1,5%) und Partners Group (-1,2%) sowie Kühne + Nagel (-1,0%). Die Uhrenhersteller Swatch (-0,9%) und Richemont (-0,8%) setzten ihre schwache Vortagestendenz fort. Am Donnerstag hatten schwache Daten zu den Uhrenexporten die Papiere bereits belastet.

Geberit (-2,7% oder -13,60 Fr.) büssten zwar auch deutlich an Wert ein. Bei dem Sanitärtechnikkonzern erklärte sich der Grossteil der Verluste aber aus dem Dividendenabgang von 12,70 Franken.

In den hinteren Reihen standen Temenos (-2,2%) unter Druck. Hindenburg Research setzte bei der Softwareschmiede nach. Der Leerverkäufer fühlt sich von den Prüfungsergebnissen bei dem Genfer Konzern zumindest in Teilen seiner Anschuldigungen bestärkt.

SoftwareOne (+2,4%) erhielten dagegen Auftrieb vom Sieg der Gründungsaktionäre über den Verwaltungsrat und dessen Neubesetzung am Vortag.

DocMorris (-4,4%) litten unter Anschlussverkäufen. Der Titel der Versandapotheke war bereits am Vortag unter Druck gestanden im Zusammenhang mit einer Wandelanleihe.

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