FRANKFURT (awp international) - Angesichts des Ukraine-Krieges sind Investoren am Donnerstag in sichere Häfen wie den Schweizer Franken geflohen. Auch der US-Dollar und der japanische Yen haben klar zugelegt. Auslöser ist der Angriff Russlands auf die Ukraine. Entsprechend gerät der russische Rubel denn auch stark unter Druck.

Gleichzeitig fällt der Euro zurück und sackt beispielsweise gegenüber dem US-Dollar erstmals seit Ende Januar wieder unter 1,12 Dollar. Aktuell geht er zu 1,1173 Dollar um. Am Vorband hat ein Euro noch mehr als 1,13 Dollar gekostet.

Auch das Euro/Franken-Paar hat am Morgen mit Kursen unterhalb der 1,03er Marke zunächst ein neues Jahrestief und den tiefsten Stand seit sieben Jahren markiert. Mit aktuell 1,0316 hat es sich mittlerweile aber wieder knapp über dieser Marke etabliert. Der US-Dollar zieht derweil auch zum Franken etwas an, wie Kurse von zuletzt 0,9233 zeigen.

Die erste Reaktion des Franken zum Euro sei relativ heftig gewesen, sagte Thomas Stucki, Anlagestratege der St. Galler Kantonalbank. Danach sei es zu einer Gegenreaktion gekommen. "Ich würde nicht ausschliessen, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) heute Morgen interveniert hat." Für Thomas Flury, Devisenexperte bei der Grossbank UBS, ist der Kurs von 1,03 eine wichtige Marke. "Im Januar wurde die Marke von 1,03 schon einmal getestet. An dieser Marke prallte der Kurs aber ab."

Russlands Präsident Wladimir Putin ordnete am Morgen eine Militäroperation in den Regionen Luhansk und Donezk an. Angriffe wurden auch aus anderen Teilen der Ukraine gegen militärische Infrastruktur gemeldet. Der Westen hat bereits weitere starke Sanktionen gegen Russland signalisiert. Diese könnten - wenngleich nicht darauf beschränkt - eine drastische Einschränkung des Zugangs zu Dollarzahlungen und zu Importen westlicher Technologie umfassen, schreibt etwa Holger Schmieding, Chefökonom der Privatbank Berenberg.

Der Rubel brach kurzzeitig auf ein Rekordtief von rund 90 Dollar ein. Aktuell notiert die russische Währung bei rund 84 Dollar. Die Zentralbank des Landes kündigte Interventionen an. So wurde etwa die Liste von Sicherheiten, die gegen Zentralbankgeld akzeptiert werden, erweitert. Darüber hinaus kündigte sie zusätzliche Liquidität für die Banken des Landes an.

Die türkische Lira verliert gegenüber Dollar und Euro ebenfalls deutlich an Wert. Das Land ist mit Russland wirtschaftlich eng verflochten, insbesondere was Erdgaslieferungen in die Türkei betrifft. Die Lira ist aber noch ein gutes Stück von den Tiefstständen Ende 2021 entfernt, die sie im Zuge des Kampfes gegen die hohe Inflation erreicht hatte. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will diese mit niedrigeren statt wie von Volkswirten empfohlen mit höheren Zinsen bekämpfen.

Darüber hinaus verzeichnen auch die skandinavischen Währungen norwegische und schwedische Krone Einbussen gegenüber Dollar und Euro. Rapide steigende Energiepreise im Zuge des Ukraine-Krieges könnten in diesen beiden Ländern die bereits hohe Inflation weiter steigen lassen und so die Notenbanken stärker unter Zugzwang setzen. Dies gilt insbesondere für die schwedische Zentralbank. Sie hatte vor der Eskalation der Ukraine-Krise angekündigt, ihren Leitzins trotz hoher Inflation erst im übernächsten Jahr anheben zu wollen.

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