FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte sind zum Wochenausklang etwas leichter aus dem Handel gegangen. Vom Tagestief haben sich die Kurse aber deutlich erholt. Der DAX schloss 0,3 Prozent tiefer bei 15.482 Punkte. Schaut man auf die Kursentwicklung der zurückliegenden beiden Wochen, muss man konzedieren, dass wenig passiert ist. Der DAX handelt nach seiner Aufwärtsbewegung zum Jahresbeginn seitwärts. Die Spanne liegt im Rahmen von 13.350 und 15.610 Punkten und kann in dieser Bandbreite von nur 260 Punkten sämtliche Inflations- oder Zinssorgen absorbieren, was schon erstaunlich ist.

Ein vergleichbares Muster weist auch der Euro-Stoxx-50 auf, er gab um 0,5 Prozent auf 4.275 Punkte nach. Von der Preisfront gibt es aktuell kaum Entspannung. So enttäuschten in Deutschland die Erzeugerpreise (PPI), deren Anstieg sich nur geringfügig abgeschwächt hatte.


   Deutsche Preise kaum gefallen 

Die deutschen Erzeugerpreise stiegen um 17,8 Prozent zum Vorjahr. Zum Vormonat gingen sie dank fallender Energiekosten um 1,0 Prozent zurück - was deutlich weniger war als prognostiziert. Die Erwartungen lauteten dagegen auf einen Rückgang zwischen 1,5 und 3 Prozent. Marktteilnehmer bemängeln schon seit Wochen, dass Volkswirte bei der Einschätzung von Preisdaten derzeit sehr oft daneben lägen und damit falsche Erwartungen am Markt weckten.

EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel äußerte derweil gegenüber Bloomberg ihre Sichtweise zur Preisentwicklung. Im Interview warnte sie vor der Gefahr, dass die Finanzmärkte die Hartnäckigkeit der Inflation unterschätzten - und damit auch die von Seiten der EZB notwendigen Maßnahmen zu ihrer Eindämmung. Es bestehe das Risiko, dass sich die Inflation als hartnäckiger erweise als derzeit von den Finanzmärkten eingepreist. Am Anleihemarkt sorgte diese Aussage für Aufregung, die Bund-Renditen im Bereich von zwei Jahren stiegen am Vormittag mit 2,935 Prozent auf das höchste Niveau seit 2008.


   Energiepreise im Rückwärtsgang 

Wie es mit der Inflation weitergeht, hängt auch stark von der Entwicklung der Energiepreise ab, und von dieser Seite kommt Entwarnung. Der als Referenz geltende Gas-Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in den Niederlanden fiel unter 50 Euro pro Megawattstunde. Die wärmeren Wintertemperaturen und die vergleichsweise hohen Lagerbestände trugen zum Preisrückgang bei. Die Gasspeicher in der EU waren am 14. Februar zu 65 Prozent gefüllt, was nahe dem Maximum für diese Jahreszeit liegt und 19 Prozentpunkte über dem Durchschnitt für den Zeitraum 2015-20. Nach Ansicht von Salomon Fiedler, Ökonom bei Berenberg, dürfte Europa mit Blick auf die Gasversorgung auch den nächsten Winter überstehen, sofern einige Variablen stabil blieben. Aber auch der Ölpreis fiel, so wurde ein Barrel der Sorte Brent gut 3 Prozent niedriger als am Vortag gehandelt.


   Mercedes-Benz mit Aktienrückkauf 

Impulse kamen auch von der Berichtssaison. Mercedes-Benz überraschte den Markt mit einem Aktienrückkauf, die Aktien stiegen um 2,8 Prozent. Durch Einziehen der Aktien steige der Gewinn je Aktie nach dem aktuellen Stand um mehr als 5,5 Prozent, hieß es. Auch die Geschäftszahlen lagen leicht über den Erwartungen.

Allianz fielen hingegen nach Zahlenvorlage um 1,9 Prozent. Insgesamt ein solides Ergebnis für das vierte Quartal attestierte die Citigroup dem Versicherungskonzern, allerdings sei kein neuer Rückkauf angekündigt worden - Citi habe eine Milliarde Euro erwartet.

Die Aktien von Rückversicherer Swiss Re schlossen kaum verändert. Nach guten Zahlen sehe der Ausblick sehr vorsichtig aus, hieß es von Analysten. RBC Capital Markets merkt an, die Gewinnerwartung für dieses Jahr liege mit 3 Milliarden unter dem Konsens von 3,2 Milliarden Dollar.

Bei Deutsche Post ging es um 1,3 Prozent nach unten. JP Morgan hat die Aktien laut Händlern auf "Underweight" gesenkt.


   Air France überrascht positiv 

Quartalszahlen aus Frankreich kamen wie bereits am Vortag gut an. So ging es für die Aktien der Luxusmarke Hermes um 0,3 Prozent aufwärts.

Die Überraschung des Tages lieferte von Air France-KLM: Die Fluglinie schaffte im vierten Quartal den Sprung in die Gewinnzone, die Aktien schossen um 5,3 Prozent nach oben. Dazu konnte ein Rekordumsatz verbucht werden und der operative Gewinn überstieg die Erwartungen. Die Analysten der Citi sehen eine Fortsetzung der positiven Entwicklung ins erste Quartal hinein.

Von starken Zahlen sprach ein Marktteilnehmer mit Blick auf Safran. Das gelte auch für den Ausblick: Der für dieses Jahr erwartete freie Cashflow von mindestens 2,5 Milliarden Euro liege etwa 20 Prozent über den Prognosen. Am Abend wird die Börsen-Tochter Qontigo Safran voraussichtlich zum Nachfolger von Linde im Stoxx-50 küren. Der Kurs zog um 2,1 Prozent an.

Auch beim Schweizer Spezialchemiekonzern Sika lief es vergangenes Jahr rund. Der Umsatz sprang um 13 Prozent nach oben. Der Nettogewinn stieg auf 1,16 Milliarden Franken von 1,05 Milliarden im Vorjahr. Im Ausblick zeigte sich Sika weiter positiv und sieht ein Umsatzwachstum von 6,0 bis 8,0 Prozent. Die Aktien honorierten dies mit 4,9 Prozent Kursplus.


=== 
Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %           seit 
.                                                          Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          4.274,92       -22,32        -0,5%         +12,7% 
Stoxx-50               3.937,62        -5,45        -0,1%          +7,8% 
Stoxx-600                464,30        -0,94        -0,2%          +9,3% 
XETRA-DAX             15.482,00       -51,64        -0,3%         +11,2% 
FTSE-100 London        8.004,36        -8,17        -0,1%          +7,5% 
CAC-40 Paris           7.347,72       -18,44        -0,3%         +13,5% 
AEX Amsterdam            765,04        -6,65        -0,9%         +11,0% 
ATHEX-20 Athen         2.674,22       +33,73        +1,3%         +18,8% 
BEL-20 Bruessel        3.919,02        +3,13        +0,1%          +5,9% 
BUX Budapest          45.626,92      -412,42        -0,9%          +4,2% 
OMXH-25 Helsinki       4.991,01       -24,10        -0,5%          +3,7% 
ISE NAT. 30 Istanbul   5.635,18       +24,71        +0,4%          -5,2% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.926,64       +13,96        +0,7%          +5,0% 
PSI 20 Lissabon        6.001,45       +21,09        +0,4%          +5,2% 
IBEX-35 Madrid         9.333,00        +5,70        +0,1%         +13,4% 
FTSE-MIB Mailand      27.751,14      -102,60        -0,4%         +17,5% 
RTS Moskau               920,19       +13,48        +1,5%          -5,2% 
OBX Oslo               1.116,22       -10,31        -0,9%          +2,4% 
PX  Prag               1.399,25        -1,30        -0,1%         +16,4% 
OMXS-30 Stockholm      2.249,38        -7,16        -0,3%         +10,1% 
WIG-20 Warschau        1.859,26        -6,25        -0,3%          +3,8% 
ATX Wien               3.495,97        -4,88        -0,1%         +12,4% 
SMI Zuerich           11.256,29       +61,38        +0,5%          +4,9% 
*zu Vortagsschluss 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,44                    -0,04          -0,13 
US-Zehnjahresrendite        3,85                    -0,01          -0,03 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Fr, 8:45  Do, 17:25 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0688        +0,2%      1,0634         1,0672   -0,2% 
EUR/JPY                   143,40        +0,3%      143,26         143,23   +2,2% 
EUR/CHF                   0,9896        +0,2%      0,9884         0,9877   -0,0% 
EUR/GBP                   0,8885        -0,2%      0,8909         0,8892   +0,4% 
USD/JPY                   134,17        +0,1%      134,65         134,19   +2,3% 
GBP/USD                   1,2030        +0,3%      1,1958         1,2003   -0,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,8725        +0,0%      6,8848         6,8679   -0,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                24.346,97        +1,4%   23.689,52      24.758,87  +46,7% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  76,23        78,49       -2,9%          -2,26   -5,3% 
Brent/ICE                  82,97        85,14       -2,5%          -2,17   -3,2% 
GAS                               VT-Settlem.                    +/- EUR 
Dutch TTF                  48,90        52,01       -6,0%          -3,11  -30,5% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.841,16     1.837,80       +0,2%          +3,36   +1,0% 
Silber (Spot)              21,74        21,63       +0,5%          +0,12   -9,3% 
Platin (Spot)             922,05       922,35       -0,0%          -0,30  -13,7% 
Kupfer-Future               4,11         4,14       -0,6%          -0,02   +7,9% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/cln

(END) Dow Jones Newswires

February 17, 2023 12:19 ET (17:19 GMT)