Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) steht nach Einschätzung von Alexander Krüger Chefvolkswirt von Hauck Aufhäuser Lampe, vor einer Serie von Zinssenkungen. Krüger ist der Ansicht, dass sich das Lohnwachstum aus Sicht der EZB ausreichend verlangsamen und die Inflation im Sommer auf unter 2 Prozent sinken wird. "Mitte 2025 wird der Bankeinlagensatz bei 2,75 Prozent liegen", sagt Krüger, der einen ersten Zinsschritt nach unten im Juni für "gesetzt" hält. Von der Geldpolitik der Federal Reserve werde sich die EZB nicht beeinflussen lassen.

"Die Löhne werden nicht mehr so stark steigen, dass die EZB das von Zinssenkungen abhalten würde", sagt Krüger. Danach komme es vor allem auf den Inflationsausblick an, und da rechnet er mit einem Rückgang auf unter 2 Prozent im dritten Quartal. "Später wird sie zwar wieder auf knapp über 2 Prozent steigen, aber in der aktuellen Gemengelage aus schwachem Wachstum und Sorgen um die Tragfähigkeit der Staatsschulden wird die EZB ihre Zinsen weiter senken", kalkuliert der Ökonom.

Mehr Zeit mit der Lockerung wird sich die Zentralbank Krüger zufolge nur lassen, wenn "etwas Großes" passiert, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde kürzlich angedeutet habe. "Dafür braucht es ganz klar negative Inflationsüberraschungen." An eine raschere Lockerung glaubt er aber ebenfalls nicht - dafür sie die Inflation zu hoch gewesen.

Die Geldpolitik der Fed spielt nach seiner Überzeugung im Denken der EZB keine Rolle. "Es sind unterschiedliche Währungsräume und die Dynamik von Wachstum und Inflation ist in den USA viel höher als im Euroraum", gibt Krüger zu bedenken. Auch die Entwicklung des Wechselkurses werde die EZB nicht ernsthaft beeinflussen.

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April 19, 2024 05:30 ET (09:30 GMT)