Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Ist das Inflationsbiest wirklich tot? Diese Frage treibt Zentralbanker womöglich so stark um, wie einst Rio Reiser die Frage, ob der Krieg tot sei. Die Antwort des Lyrikers und Songschreibers lautete sinngemäß: Nicht tot. Er wartet auf uns und "schläft dort unterm Apfelbaum". In der vor uns liegenden Woche kommen Inflationsdaten nur aus den USA, aber das Inflationsbiest beschäftigt die Zentralbanken im Hintergrund weiter.


   PCE-Teuerung steigt im März auf 2,6 Prozent 

Um gleich mit den Fakten zu beginnen: Der Inflationsdruck in den USA dürfte insgesamt zugenommen haben, während für die Kerninflation ein leichter Rückgang erwartet wird. Analysten rechnen laut Factset-Konsens damit, dass der Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE-Deflator) im März gegenüber dem Vormonat um 0,3 (Februar: 0,3) Prozent gestiegen ist und um 2,6 (2,5) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lag. Für den Kern-PCE-Deflator werden ein monatlicher Anstieg von ebenfalls 0,3 (0,3) Prozent und eine Jahresteuerung von 2,7 (2,8) Prozent prognostiziert. Das Bureau of Economic Analyses (Bea) veröffentlicht die Daten am Freitag (14.30 Uhr).

Fed-Offizielle haben in jüngster Zeit die Erwartungen an Fed-Zinssenkungen erfolgreich gebremst. Für 2024 werden nur noch knapp zwei Zinssenkungen eingepreist und für Juni gar keine mehr. Davon unbeeindruckt werden für die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin drei Zinssenkungen bis Jahresende prognostiziert. Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte für Juni ist aber nicht mehr voll eingepreist.


   PMI-Daten für Deutschland und die Eurozone 

Inflationsdaten aus dem Euroraum gibt es in der Woche nicht - lediglich die im Rahmen der Einkaufsmanagerumfrage (PMI) für April erhobenen Preiserwartungen der Unternehmen. Die PMIs werden am Dienstag veröffentlicht - um 9.30 Uhr die für Deutschland und um 10.00 Uhr jene für den Euroraum. Ebenfalls von Belang für die EZB sind die Daten zu Geldmengenentwicklung und Kreditvergabe im März (Freitag, 10.00 Uhr).

Inflationsbezug werden auch die am Donnerstag (14.30 Uhr) anstehenden Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA im ersten Quartal haben. Analysten rechnen laut Factset-Konsens damit, dass der BIP-Deflator gegenüber dem Vorquartal um 2,3 (viertes Quartal: 1,6) Prozent gestiegen ist. Für das BIP selbst wird ein aufs Jahr hochgerechneter Zuwachs von 2,0 (3,4) Prozent prognostiziert.


   PBoC lässt Leitzinsen unverändert 

In Europa und in den USA ist es schon fast in Vergessenheit geraten, aber in China durchaus ein Thema: Die Inflationsrate ist zu niedrig. Im März lag sie nur noch 0,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, im Mittel der Monate Januar bis März war die Inflationsrate null. Analysten rechnen gleichwohl nicht damit, dass die People's Bank of China (PBoC) ihre Leitzinsen am Montag (3.15 Uhr) ändern wird. Für den Referenzzins 1- und 5-jähriger Unternehmenskredite werden unverändert 3,45 und 3,95 Prozent erwartet.

Schließlich noch ein Blick nach Deutschland, wo nicht nur die PMIs veröffentlicht werden. Am Mittwoch (10.00 Uhr) kommt der Ifo-Geschäftsklimaindex. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass der Index auf 88,8 (März: 87,8) Punkte gestiegen ist. Es wäre der vierte Anstieg in Folge, der das viel beachtete Konjunkturbarometer auf den höchsten Stand seit Mai 2023 tragen würde. Es wird sowohl für den Index der Lagebeurteilung als auch für den Index der Erwartungen ein Anstieg erwartet.

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April 19, 2024 09:57 ET (13:57 GMT)