FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel hat sich laut einem Bericht der Nachrichenagentur Reuters gegen den Kauf von Staatsanleihen hoch verschuldeter Staaten durch die Europäische Zentralbank (EZB) zum Zweck der Spread-Kontrolle ausgesprochen. Nagel sei bei der Sondersitzung des EZB-Rats am 15. Juni 2022 mit dem geplanten Vorgehen nicht einverstanden gewesen und habe stattdessen argumentiert, die EZB solle sich vielmehr auf die Bekämpfung der hohen Inflation konzentrieren, sagten mehrere mit der Sitzung vertraute Personen.

Der EZB-Rat hatte am 15. Juni die Schaffung eines Proramms in Auftrag gegeben, das verhindern soll, dass die Renditeabstände von Staatsanleihen hoch verschuldeter Euro-Länder gegenüber Bundesanleihen so groß werden, dass die EZB die Wirksamkeit ihrer Geldpolitik gefährdet sieht.

Der frühere Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatte in den vergangenen Jahren wiederholt gesagt, dass mit den Käufen die Grenzen zwischen Fiskal- und Geldpolitik zu verwischen drohten. Auch sein Nachfolger Nagel hatte zuletzt darauf hingewiesen, dass Wertpapierkäufe der Notenbank außergewöhnliche Maßnahmen seien, die mit besonderen Gefahren und Schwierigkeiten verknüpft seien.

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July 04, 2022 07:18 ET (11:18 GMT)