Schindellegi (awp) - Der Logistikkonzern Kühne+Nagel kämpft noch immer mit einer gedämpften Nachfrage. Das Unternehmen arbeitet daher an der Effizienz und hofft auf einen baldigen Aufschwung.

Kühne+Nagel spürte schon im ganzen 2023 die Normalisierung nach dem Corona-Boom. Quartal für Quartal stellt sich die Frage, ob die Talsohle erreicht ist.

Im ersten Quartal 2024 nahm nun der Nettoumsatz um 18 Prozent auf 5,51 Milliarden Franken ab und der Rohertrag sank um 13 Prozent auf 2,08 Milliarden, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.

In der Folge verschlechterten sich auch die Gewinnzahlen. Der operative Gewinn (EBIT) ging um 39 Prozent auf 376 Millionen zurück und der Reingewinn um 40 Prozent auf 278 Millionen.

Fokus auf den Kosten

"Unser Fokus liegt daher klar auf Effizienz und Kosten", sagte Finanzchef Markus Blanka-Graff am Dienstag zu AWP. Und der grösste Hebel sei dabei das Personal.

So habe man sich noch im alten Jahr von gut 1000 Mitarbeitern getrennt. "Das waren hauptsächlich Stellen, die während der Boomphase in der Coronazeit geschaffen wurden", so der CFO. Der Abbau habe weltweit stattgefunden, tendenziell aber in den Hochlohnländern.

Dies zeigte sich bereits in den Zahlen. So kam die Konversationsrate, die das Verhältnis von EBIT zum sogenannten Rohertrag beschreibt und für das Management eine wichtige Kenngrösse ist, bei 18 Prozent zu liegen. Im vierten Quartal 2023 war sie auf 15,6 Prozent abgerutscht.

Und CEO Stefan Paul liess sich in diesem Zusammenhang so zitieren: "Mit unserem Fokus auf Effizienz und schlanke Strukturen haben wir es geschafft, die Kosten pro Einheit im Vorjahresvergleich um 12 Prozent in der Seefracht und um 14 Prozent in der Luftfracht zu reduzieren."

Weiterer Abbau

Nun läuft eine nächste Reorganisation. Die Auflösung der Regionalstruktur, die vor kurzem kommuniziert wurde, führe im zweiten Quartal zu einem Abbau von 250 bis 300 Stellen. "Insgesamt beschäftigen wir aber nach wie vor rund 81'000 Personen", relativierte Finanzchef Blanka-Graff.

Die Sparmassnahmen sollen im Gesamtjahr beim operativen Ergebnis einen allzu tiefen Fall unter den Vorjahreswert verhindern. "Den aktuellen Analystenkonsens, dass wir im Gesamtjahr einen EBIT von gut 1,6 Milliarden erreichen, halte ich für nachvollziehbar", so der CFO. Zum Vergleich: Im letzten Jahr resultierte ein EBIT von 1,90 Milliarden, im Boomjahr 2022 sogar von 3,76 Milliarden.

Wann kommt der Aufschwung?

Helfen würden dem Unternehmen anziehende Frachtvolumen. "Im März ist die Nachfrage nun tatsächlich ein bisschen besser geworden", sagte der CFO. "Es ist aber zu früh, um von einer Trendwende zu sprechen." Gleichwohl hoffe er, dass die Seefracht nun die Kurve kriege. Bei der Luftfracht sei er in dieser Hinsicht noch pessimistischer.

An der Börse haben die Pessimisten Oberwasser: Die Aktien von Kühne+Nagel notieren am Dienstag nach Börsenschluss mit -4,87 Prozent klar im Minus (SMI +1,25%). Es gebe erst wenige Indizien für eine Erholung der Volumina, ist am Markt zu hören. Und solange diese fehlten, machten die meisten Investoren einen weiten Bogen um die Papiere des Logistikers. Mit einem Minus von rund 15 Prozent seit Januar wird dem Unternehmen denn auch die unrühmliche Rolle des aktuellen SMI-Schlusslichts zuteil.

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