Schindellegi (awp) - Das Logistikunternehmen Kühne+Nagel veröffentlicht am Dienstag, 23. April, die Zahlen zum ersten Quartal 2024. Insgesamt haben sieben Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q1 2024E
(in Mio Fr.)     AWP-Konsens   Q1 2023A 

Umsatz               6313         6748 
Rohertrag            2025         2394  
EBITDA                581          803    
EBIT                  369          612      

(in %)
Konversionsrate       18,1        25,6 

FOKUS: Die Schlüsselfrage ist, ob die Geschäfte im Startquartal besser gelaufen sind als im Schlussquartal 2023. Damals enttäuschte die Gesellschaft die Finanzmärkte mit den vorgelegten Zahlen. Insbesondere die Konversionsrate, die das Verhältnis von EBIT zum sogenannten Rohertrag beschreibt und für das Management eine wichtige Kenngrösse ist, fiel mit nicht einmal 16 Prozent sehr tief aus. In der Folge brach der Aktienkurs gleich zweistellig ein.

Zur Erinnerung: Der Logistikkonzern hatte im ganzen 2023 die Normalisierung nach dem Corona-Boom gespürt. Quartal für Quartal stellt sich die Frage, ob die Talsohle erreicht ist.

Die meisten Analysten gehen nun davon aus, dass das Q1 besser war als das Schlussquartal 2023. So werden im Schnitt leicht höhere Werte beim Umsatz und EBIT erwartet und der Konsens für die Konversionsrate lautet auf rund 18 Prozent.

Im Vorjahresvergleich hingegen werden die Zahlen schlechter ausfallen, sind sich die Experten einig. Konkret erwarten die Analysten einen gut 6 Prozent tieferen Umsatz und einen 39 Prozent tieferen EBIT.

Grund für die leichte Verbesserung im Vergleich zum Schlussquartal dürften die Signale in der Seefracht sein. So hatte das Management bei der Vorlage der Jahreszahlen im März betont, die Talsohle sei durchschritten. Die Volumina stiegen wieder.

Tendenziell dürfte der Konzern ausserdem von der Krise im Roten Meer profitieren. Seit die Huthi-Rebellen dort Frachtschiffe beschiessen, nehmen die meisten Containerschiffe den Umweg ums Kap Horn. Die Fahrt dauere zwölf Tage länger als durch den Suezkanal, sagte Kühne-Chef Stefan Paul Anfang März vor den Medien. Das gibt Kühne+Nagel Rückenwind in Sachen Profitabilität. "Wir sprechen hier von einem zweistelligen Millionenbetrag beim EBIT ab dem zweiten Quartal", so CEO Paul damals.

ZIELE: Eigentliche Jahresziele gibt es bei Kühne+Nagel nicht.

Mittelfristig peilt das Unternehmen im Rahmen der "Roadmap 2026"-Strategie Konversionsraten von 25 bis 30 Prozent an (2023: 22%). Zur See und in der Luft soll die Rate gar bei über 40 Prozent zu liegen kommen. Die Sparten Landverkehr und Kontraktlogistik sollen derweil Werte von über 10 Prozent rsp. von 7-9 Prozent liefern. Die neue Strategie sieht unter anderem Mehrumsätze mit E-Commerce vor. Geplant ist ausserdem der Einstieg in neue Märkte.

PRO MEMORIA: Vor wenigen Tagen gab der Konzern bekannt, dass er die Organisation straffe. So sollen die Länderchefs künftig direkt an die Geschäftsleitung berichten und nicht mehr an die Regionenchefs. Mit dem Wegfall der regionalen Führungsstruktur, die historisch gewachsen sei, könne der Konzern rascher auf Veränderungen reagieren, so das damalige Communiqué.

Nach dem Kurssturz vom 1. März infolge der Jahreszahlen kam es zu zwei grösseren Management-Transaktionen. Bei der grösseren der beiden Transaktion kaufte ein nicht-exekutiv tätiges Verwaltungsratsmitglied über eine nahestehende juristische Person 88'436 Aktien im Gesamtwert von rund 22,6 Millionen Franken, wie aus einer Offenlegungsmeldung an die Börsenaufsicht SIX Exchange Regulation hervorging.

AKTIENKURS: Die Kühne+Nagel-Aktie weist seit Anfang Jahr eine negative Performance auf (-13%). Sie bildet somit das Schlusslicht im SMI. Der Hauptgrund für das Minus ist der 1. März, als das Papier nach der Vorlage der Jahreszahlen zweitstellig einbrach. Vorher und nachher gab es Seitwärtsbewegungen.

Homepage: www.kuehne-nagel.com

ab/rw