München (Reuters) - Der Regensburger Autozulieferer Vitesco stellt trotz steigender Ausgaben für Löhne und Material eine höhere Gewinnmarge in Aussicht.

Sie solle 2023 auf 2,9 bis 3,4 Prozent steigen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Vitesco-Chef Andreas Wolf sagte, dabei spielten auch Preiserhöhungen eine Rolle. Die Gespräche mit den Kunden seien konstruktiv. "Wir gehen davon aus, dass wir den größten Teil der Kostensteigerungen in Preiserhöhungen umwandeln können."

Zudem profitiere Vitesco von der anziehenden Fahrzeugproduktion weltweit. Der Umsatz dürfte in diesem Jahr auf 9,2 bis 9,7 Milliarden Euro steigen. Dabei sei die rückläufige Auftragsfertigung für die ehemalige Muttergesellschaft Continental bereits eingerechnet. Die Regensburger erwarten einen Anstieg der weltweiten Fahrzeugproduktion zwischen drei und fünf Prozent. In den vergangenen Jahren hatten der Halbleitermangel und die Corona-Pandemie der Autobranche weltweit zu schaffen gemacht, viele Fabriken standen zeitweise still.

An der Börse rutschten die Vitesco-Aktien dennoch um bis zu zehn Prozent ab und notierten so tief wie seit mehr als zweieinhalb Monaten nicht mehr. Eine Gewinnmarge von 2,9 bis 3,4 Prozent impliziere ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebit) in einer Höhe von 270 bis 330 Millionen Euro, rechneten die Analysten von Jefferies vor. Im Schnitt hatten Börsianer mit 315 Millionen Euro gerechnet. Die durchschnittlichen Schätzungen müssten deswegen wohl nach unten angepasst werden, so Jefferies.

Vitesco hatte bereits Ende Februar vorläufige Zahlen vorgelegt. Demnach verbesserte sich der Umsatz 2022 auf 9,1 Milliarden Euro von knapp 8,4 Milliarden Euro vor Jahresfrist, die Gewinnmarge lag mit 2,5 Prozent am oberen Ende der selbstgesteckten Spanne von 2,3 bis 2,5 Prozent. Dennoch erhalten die Aktionäre keine Dividende, da der Bilanzgewinn bei Null liege.

Die Einführung der Abgas-Vorschrift Euro 7 bezeichnete Wolf für Vitesco als Chance. Der Start-Zeitpunkt bedeute für viele Unternehmen Stress. "Aber wir sind bereit für alles, was hilft, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen." Die entsprechenden Produkte seien vorhanden. Vitesco hat zwar das Geschäft mit Elektroautos zu seinem Wachstumsmarkt erklärt, bislang kommen aber nur zwölf Prozent der Erlöse aus diesem Bereich. In den kommenden Jahren will der Konzern den Anteil des Elektro-Geschäfts deutlich steigern.

Die aktuelle Diskussion um E-Fuels ändere an dieser Strategie nichts, sagte Wolf: "Wir haben uns das Thema angesehen; E-Fuels werden keine Rolle spielen, die wir strategisch berücksichtigen müssen." Bundesverkehrsminister Volker Wissing und FDP-Chef Christian Lindner bestehen darauf, dass der Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor nach 2035 dann weiter erlaubt wird, wenn die Autos mit CO2-neutralen Kraftstoffen betrieben werden.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)