Zürich (awp) - Zum Ende einer ohnehin nicht einfachen Börsenwoche haben die jüngsten Entwicklungen in Nahost die Investoren noch einmal in Aufregung versetzt. So hat Israel nach übereinstimmenden US-Medienberichten den Iran als Reaktion auf einen Grossangriff vom vergangenen Wochenende angegriffen. Demnach führte Israel in der Nacht zum Freitag eine Militäroperation im Iran aus. Eine oder mehrere israelische Raketen hätten ein Ziel im Iran angegriffen. Berichte über Schäden gab es zunächst nicht. Es werde sich zeigen, ob und wie der Iran reagieren wird.

"Damit treiben zwei Ängste die Anleger an diesem Freitagmorgen um: Die Angst vor einem Flächenbrand in Nahost und die Angst vor einer Zinserhöhung statt -senkung in den USA im weiteren Jahresverlauf", fasst ein Händler die aktuelle Gemengelage zusammen. "Eine Kombination, die so toxisch ist für einen Aktienmarkt, in dem sich bereits seit dem Osterwochenende Anfang April Sand im Getriebe befindet." In einer ersten Reaktion sprang der Ölpreis zwar an, hat sich aber wieder etwas erholt. Dennoch dürfte damit das Thema Inflation und entsprechend die weitere Zinspolitik damit ein heisses Thema bleiben.

Der SMI verliert gegen 11.00 Uhr 0,61 Prozent auf 11'162,08 Punkte. Ohne die Kursgewinne des Schwergewichtes Nestlé gäbe der Index allerdings deutlich stärker ab. Das zeigt sich auch am SLI Index, der die 30 wichtigsten Aktien enthält und in dem die Gewichtung der Schwergewichte stärker gekappt ist. Er sinkt um 0,92 Prozent auf 1819,85 und der breite SPI um 0,62 Prozent auf 14'816,01 Zähler. Im SLI geben alle 30 Werte bis auf Nestlé und Swisscom nach.

An den wichtigsten europäischen Börsenplätzen geht es für den deutschen Dax, den britischen FTSE 100 oder auch den französischen Cac-40 um bis zu 1,0 Prozent abwärts. Als erstes hatten die asiatischen Märkte mit zum Teil deutlichen Abgaben auf die Nachrichten aus Nahost reagiert. Für die Wall Street werden aktuell ebenfalls Auftaktverluste erwartet.

Dass sich der SMI vergleichsweise etwas besser hält als seine Pendants liegt wie erwähnt vor allem an den Kursgewinnen von Nestlé (+0,9%). Das Plus verdanken sie vor allem den starken L'Oréal-Zahlen. Nestlé ist nach wie vor an dem Kosmetikkonzern beteiligt. Etwas Phantasie lösen die L'Oréal-Zahlen auch beim Börsenneuling und ehemaliger Nestlé-Tochter Galderma (+0,6% auf 64 Fr.) aus der zweiten Reihe aus.

Ansonsten ist die Kurstafel tiefrot gefärbt. Ganz am Ende stehen Geberit (-3,3% oder -16,20 Fr.). Bei dem Sanitärtechnik-Spezialisten besteht der Grossteil der Verluste aber aus dem Dividendenabgang von 12,70 Franken.

Die beiden Uhrenhersteller Swatch (-2,4%) und Richemont (-2,1%) setzen ihre schwache Vortagestendenz weiter fort. Am Donnerstag hatten schwache Daten zu den Uhrenexporten die Papiere bereits belastet. Vor allem die Entwicklung in Teilen Asiens war von Analysten als enttäuschend eingestuft worden.

Auch die beiden Technologievertreter VAT (-2,2%) und Logitech (-1,4%) sind unter den grössten Verlieren zu finden. Aus den hinteren Reihen geben Temenos, Inficon, AMS-Osram und U-blox zwischen 2,3 und 0,6 Prozent nach. Die in dieser Woche bislang präsentierten Quartalsergebnisse der weltweit führenden Chip- und Chipausrüstungshersteller konnten bislang nicht überzeugen. Vielmehr gaben sie den Ton für eine - vielleicht - schwierige Ertragssaison für Chipunternehmen an, heisst es im Handel.

Die Abgaben von 2,0 Prozent bei Comet sind den vorgelegten Zahlen geschuldet. Der Röntgen- und Hochfrequenzspezialist hat mit seinem Quartalsumsatz die Markterwartungen klar verfehlt. Am Ausblick, der auf eine Erholung des Halbleitermarktes setzt, hält das Unternehmen derweil fest.

Auch Finanzwerte zählen unter den Blue Chips zu den grösseren Verlieren. Partners Group, UBS, Julius Bär sowie die Versicherer Swiss Re und Swiss Life verbilligen sich allesamt um mehr als 1 Prozent.

Neben dem Nahrungsmittelkonzern Nestlé weisen noch Swisscom als ebenfalls defensiver Vertreter ein Plus von 0,1 Prozent auf. Der Aromen- und Duftstoffspezialist Givaudan ist unverändert.

Aus der zweiten Reihe fallen die Aktien von SoftwareOne (+3,6%) auf, die sich so erfolgreich gegen den schwachen Gesamtmarkttrend stemmen. Impulse gehen dabei vom Sieg der Gründungsaktionäre über den Verwaltungsrat und dessen Neubesetzung aus.

hr/ra