Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt gibt am Dienstagvormittag auf breiter Front nach. Im Verlauf scheinen sich die Kurse auf dem tieferen Niveau immerhin eingependelt zu haben. Noch seien es keine panikartigen Verkäufe sondern eher Gewinnmitnahmen, heisst es am Markt. Doch die Nervosität nehme zu. Dies zeigt auch das Angstbarometer VSMI (+6%). Die Marktteilnehmer seien verunsichert, auch wenn die Lage in Nahost bisher nicht weiter eskaliert sei. Neben einem höheren Ölpreis drohten auch massive Störungen im Welthandel, sollte es zu Problemen in der Strasse von Hormus oder im Suezkanal kommen, heisst es weiter.

Zudem werde die Stimmung auch von Zinssorgen aus den USA getrübt. Dort schürten starke Konjunkturdaten die Zinssorgen. Am Vortag habe die US-Notenbank-Vertreterin Mary Daly zusätzlich Öl ins Feuer der Zinsunsicherheit gegossen, wie ein Händler sagt. Daly betonte, dass das Fed mit Senkungen keine Eile habe und es in der Inflationsbekämpfung noch eine Menge zu tun gebe. Damit werde der Juni als Datum einer ersten US-Zinssenkung immer unwahrscheinlicher, heisst es am Markt. Auch heute dürften die Marktteilnehmer weitere Äusserungen von Fed-Bankern genau analysieren. Erwartet wird unter anderem eine Rede von Fed-Chef Jerome Powell.

Der SMI sackt bis im 11.10 Uhr um 1,41 Prozent auf 11'235,42 Punkte. Der Leitindex notiert damit klar unter dem Dezember-Hoch bei 11'334 Punkten. Dies öffne weiteres Korrekturpotenzial bis zum derzeit bei 11'105 Punkten verlaufenden 200-Tage-Durchschnitt, heisst es im Chartkommentar von BNP Paribas.

Der SLI Index, der die 30 wichtigsten Aktien enthält, büsst 1,55 Prozent ein auf 1840,67 und der breite SPI 1,19 Prozent auf 14'908,22 Zähler. 29 der 30 SLI-Titel geben aktuell nach, davon gut zwei Drittel mehr als 1 Prozent.

Die Aktien des Rückversicherers Swiss Re (-7,8% oder 8,34 Fr.) führen die Verlierer bei den Blue Chips an. Sie werden allerdings ex-Dividende von 6,80 Franken gehandelt. Auch Straumann (-4,1% oder 5,75 Fr.) und Adecco (-9,8% oder 3,36 Fr) sind "ex-Dividende" (von 0,85 Fr. bzw. 2,50 Fr.) gehandelt.

Logitech (-2,8%) setzen den Abwärtstrend vom Vortag fort, als Morgan Stanley die Empfehlung gesenkt hatte. Nun hat auch die Deutsche Bank eine 'Sell'-Empfehlung ausgesprochen.

Zu den grossen Verlierern zählen zudem die Banken Julius Bär (-2,7%) und UBS (-3,2%). Neben den Zinssorgen und schwachen Börsen machen der Grossbank auch die Aussagen der Finanzministerin Keller-Sutter zu schaffen. Demnach dürfte die neue Bankenregulierung für die UBS sehr teuer werden. Nach Schätzungen, die am Markt kursieren, muss die UBS zwischen 15 und 25 Milliarden Dollar an zusätzlichem Kapital aufbauen. Dies sei plausibel, sagte sie.

Die Zykliker Kühne+Nagel (-2,6%), VAT (-2,2%) und ABB (-1,6%) geben ebenfalls überdurchschnittlich nach. Auch Lonza (-1,9%) und Novartis (-1,5%) geben klar nach.

Besser halten sich Sika mit einem Minus von 0,7 Prozent. Die Bauchemie- und Klebstoffherstellerin ist im ersten Quartal vor allem dank einer grossen Akquisition um gut ein Fünftel gewachsen und hat die Prognosen für das laufende Jahr bestätigt.

Auf der anderen Seite stehen einzig SGS (+1,6%) bei den Gewinnern unter den Bluechips. Grund dafür ist JPMorgan. Die Bank hat die Empfehlung für den Inspektionskonzern im Rahmen einer Branchenstudie auf "Overweight" von "Neutral" erhöht.

Mit einem Minus von bis zu gut 0,5 Prozent halten sich Nestlé, Lindt & Sprüngli, Sandoz und Givaudan ebenfalls besser als der Gesamtmarkt.

Während Richemont (-0,7%) ebenfalls in der oberen Hälfte der Kurstafel stehen, sorgt bei Rivale Swatch (-2,0% auf 196,70 Fr.) Morgan Stanley für Abgabedruck. Die Bank hat das Kursziel für die "Uhren" auf 190 von 240 Franken gesenkt.

Am breiten Markt holen die Aktien von DocMorris (-0,8%) im Verlauf einen Teil der frühen Verluste auf. Die Versandapotheke hat im ersten Quartal den Umsatz etwas weniger stark als von Analysten erwartet gesteigert.

Zu den Gewinnern zählen Barry Callebaut (+4,3%) dank Studien von Stifel und UBS.

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