Zürich (awp) - Für Immobilieninvestoren in der Schweiz war auch 2022 ein erfolgreiches Jahr. Die höheren Zinsen beginnen sich aber auszuwirken. Die Wohnungsproduktion wurde zudem von den nach der Pandemie gestiegenen Baukosten und den Lieferengpässen gebremst. Nun wird zu wenig gebaut.

Die Performance für Renditeliegenschaften lag mit 5,2 Prozent über 1 Prozentpunkt tiefer als noch ein Jahr davor, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Swiss Property Benchmark des Beratungsunternehmens IAZI hervorgeht. Besonders deutlich war der Performance-Rückgang bei Geschäftsliegenschaften, bei denen sich die Rendite um 1,5 Prozentpunkte auf 4,1 Prozent reduzierte.

Mit Wohnliegenschaften erzielten die Investoren erneut die beste Performance, sie ging aber auf 5,9 von 7,1 Prozent ebenfalls zurück. Bei gemischt genutzten Liegenschaften sank die Rendite auf durchschnittlich 5,5 von 6,4 Prozent.

Zinswende wird spürbar

Insgesamt sei das Jahr 2022 für die Immobilieninvestoren erneut positiv gewesen, so das Fazit von IAZI. Die Folgen der Zinswende seien indes bereits spürbar. So hätten Aktien und Obligationen im Berichtsjahr an Wert verloren, während die Bewertungen der Immobilien stabil geblieben oder gar gestiegen seien.

Dies habe in vielen Portfolios dazu geführt, dass sich der Immobilienanteil zu stark erhöht habe. So sei es in der Folge zu Verkäufen von Liegenschaften gekommen. Die höheren Zinsen hätten darüber hinaus ansprechende Renditen auch in anderen Anlageformen als Immobilien ermöglicht. Insgesamt habe "das Betongold im Vergleich dazu an Glanz verloren".

Die Zahl der sich in Bau befindlichen Wohnungen deute nun darauf hin, dass in den kommenden Jahren 5000 bis 10'000 Wohnungen pro Jahr fehlen würden, so IAZI mit Verweis auf Zahlen des Bundesamtes für Wohnungswesen. Dafür gebe es ökonomische Erklärungen.

So seien die Leerstände wegen des Mietwohnungsbooms des letzten Jahrzehnts noch bis vor zwei Jahren kontinuierlich angestiegen, was dazu geführt habe, dass die Bautätigkeit zurückging. Die nach der Pandemie gestiegenen Baukosten in Verbindung mit der Lieferketten-Problematik hätten dann die Wohnungsproduktion zusätzlich gedrosselt.

"Faktisch Wohnungsnot"

Entsprechend ist es für die Bevölkerung schwieriger geworden, eine Wohnung zu finden. Insbesondere in den Städten Genf, Zürich, Luzern oder Zug müssten sich Interessenten in Geduld üben, so IAZI. Die Leerstandsziffern bei Mietwohnungen lägen dort bei "deutlich unter 1 Prozent, was faktisch Wohnungsnot" bedeute.

Neben der wirtschaftlichen Erklärung für die Knappheit an Wohnraum sei die momentane politische Diskussion deshalb von einer starken Emotionalität geprägt. Die Politiker griffen dieses Thema dankbar auf, zumal 2023 ein Wahljahr sei. Statt Schuldzuweisungen seien indes parteiübergreifende Lösungsvorschläge gefragt. IAZI will mit seinem Swiss Property Benchmark eine neutrale und sachliche Grundlage für die Diskussion liefern.

Das von IAZI für den Swiss Property Benchmark untersuchte Immobilienportfolio besteht hinsichtlich des Marktwerts zu knapp der Hälfte aus Wohnliegenschaften, zu knapp 20 Prozent aus gemischt genutzten Liegenschaften und zu rund einem Drittel aus Geschäftsliegenschaften. Insgesamt wurden etwa 14'100 Liegenschaften mit einem Marktwert von insgesamt rund 266 Milliarden Franken untersucht.

cf/tv