Zürich (awp) - Die internationalen Aktienmärkte reagieren am Montag besonnen auf die weitere Eskalation im Nahen Osten. Weder in Europa noch im Nahen Osten selbst ist es bislang zu einem Ausverkauf gekommen. Der Schweizer Leitindex SMI beginnt die neue Börsenwoche vielmehr mit moderaten Gewinnen, nachdem er vergangene Woche noch ein Minus eingefahren hatte. Es wäre denn auch eher als ein Zeichen der Stärke zu sehen, wenn Israel die Angriffe des Irans vom Wochenende nicht militärisch beantwortete. Damit sänke das Risiko eines Flächenbrandes merklich. "Die bewiesene Verteidigungsfähigkeit und die Unterstützung seiner Verbündeten sendet ein klares Signal an die gesamte Region, dass die Sicherheit des Landes nicht so ohne weiteres in Gefahr gebracht werden kann", kommentiert ein Händler.

Nach dem Angriff liefen und laufen die diplomatischen Drähte heiss, um einen weiteren Krieg auf der Welt zu verhindern. Dass dies in Zukunft weiter gelinge, davon sei die Börse überzeugt, wie die Kursgewinne zeigten. Es dürften nun womöglich noch stärkere Sanktionen gegen den Iran folgen, was Einfluss auf den Ölpreis haben könnte. "Wie sich das auf die Inflation und damit auch auf die Geldpolitik der Notenbanken auswirken wird, lässt sich aktuell aber noch schwer abschätzen", so der Börsianer weiter. Insgesamt bleibe die Lage natürlich angespannt. Im weiteren Handelsverlauf dürften dann die Detailhandelsumsätze in den USA im Fokus stehen. Auch die Berichtssaison sorgt mehr und mehr für Impulse. Nach den ersten, enttäuscht aufgenommenen Zahlen von US-Grossbanken steht zum Wochenstart Goldman Sachs auf dem Plan.

Der SMI notiert um 11.05 Uhr um 0,28 Prozent höher bei 11'411,61 Punkten. Der SLI Index, der die 30 wichtigsten Aktien enthält, legt um 0,38 Prozent zu auf 1871,82 und der breite SPI um 0,33 Prozent auf 15'100,93 Zähler. Im SLI gewinnen 21 Werte hinzu, acht geben nach und Roche (GS) treten auf der Stelle.

Angeführt wird das Gewinnerfeld von Wachstumswerten und konjunktursensiblen Titeln. VAT verteuern sich mittlerweile um 1,9 Prozent. Nachdem die Zahlen zum ersten Quartal vergangene Woche zunächst mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurden, zeigen sich Analysten in ihren Kommentaren aber vor allem von den Aussichten für das weitere Wachstum überzeugt. Das Rekordhoch von etwas mehr als 500 Franken ist denn auch nur noch einen Wimpernschlag entfernt.

Gesucht sind auch die beiden Uhrenhersteller Swatch (+1,3%) und Richemont (+1,2%), die beide in der Vorwoche keinen einfachen Stand bei den Anlegern hatten. Aber auch der Dentalimplantate-Hersteller Straumann (+1,4%) und der Logistikkonzern Kühne+Nagel (+0,8%) stehen nach einer eher leichten Vorwoche wieder auf den Einkaufslisten der Investoren.

Etwas deutlicher legen auch die Finanzwerte zu. Partners Group, UBS, Swiss Re, Swiss Life und Zurich verteuern sich um bis zu 1,2 Prozent. Einziger Ausreisser sind Julius Bär (-5,2% oder -2,69 Fr.). Allerdings werden die Titel an diesem Tag ex Dividende (2,60 Fr.) gehandelt, so dass sie nur optisch schwach wirken.

Die mit Abstand grössten Einbussen erleiden derweil Logitech (-3,5%). Morgan Stanley hat das Rating für die Papiere auf "Underweight" gesenkt. Die Experten zeigen sich wegen der insgesamt reiferen Endmärkte weniger zuversichtlich mit Blick auf das weitere Umsatzwachstum.

Der hiesige Markt wird zudem von seinen Schwergewichten ausgebremst, so dass der SMI seinen Pendants wie etwa dem deutschen Dax oder dem französischen Cac 40 hinterherhinkt. Dies liegt an den tieferen Kursen von Nestlé (-0,3%) und Novartis (-0,2%). Die Roche-Bons treten dagegen mehr oder weniger auf der Stelle.

Ein Blickfang sind derweil die Aktien von Temenos (+20%). Der Softwarehersteller hat den Untersuchungsbericht zu den Manipulationsvorwürfen von Hindenburg Research vorgelegt. Die Prüfer konnten keine Hinweise auf Unregelmässigkeiten finden.

Zweistellig abwärts geht es unterdessen für Evolva-Aktien (-10%), die seit dem Morgen wieder gehandelt werden können. Sie waren am vergangenen Freitag von Handel ausgesetzt worden. An der Generalversammlung am Freitag waren die Aktionäre zwei von drei Anträgen des Grossaktionärs Nice & Green gefolgt. Der Titel soll demnach nicht von der Börse verschwinden.

In Sachen Berichtssaison spielt die Musik in den hinteren Reihen. Sulzer (+2,0%) und Bystronic (-3,4) haben Zahlen vorgelegt.

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