Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt gibt am Dienstag weiter nach. Angesichts der verschiedenen Unsicherheitsfaktoren nähmen Anleger Gewinne mit, sagen Händler. Dies sei angesichts des nach wie vor rekordhohen Kursniveaus wenig erstaunlich. Die Konsolidierung innerhalb der Handelsspanne zwischen 11'950 und 12'150 Punkten halte an. Das Geschäft verlaufe jedoch in eher ruhigen Bahnen, heisst es weiter. Dies liege wohl an den vielen Unternehmensergebnissen und vor allem an der Zinsentscheidung der US-Notenbank (Fed) am Mittwochabend.

Die Entwicklung in China werde genau verfolgt, sagt zudem ein Händler. Bislang machten die Panikverkäufe an den dortigen Börsen die Marktteilnehmer aber nicht nervös. "Die Situation sollte sich aber möglichst rasch beruhigen, um einen Flächenbrand zu verhindern." Die Führung in China hatte am Wochenende den Spielraum privater Bildungseinrichtungen erheblich eingeschränkt. Der Eingriff gilt nach strengen Vorschriften für die Technologiebranche als weiteres Beispiel für das Risiko, dem ausländische Investoren in China ausgesetzt sind. Weitere Eingriffe würden nicht ausgeschlossen, heisst es am Markt.

Der SMI notiert um 11.00 Uhr um 0,39 Prozent schwächer auf 12'002,65 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst um 0,50 Prozent auf 1950,00 und der umfassende SPI 0,387 Prozent auf 15'446,06 Punkte ein. 24 SLI-Werte geben nach, fünf legen zu und Schindler sind stabil.

Unter Druck stehen Logitech (-5,4%). Händler sprechen von Gewinnmitnahmen, nachdem der Hersteller von Computerzubehör im ersten Quartal 2021/22 erneut deutlich besser als erwartet ausgefallene Ergebnisse vorgelegt hat. Der Umsatz stieg um weitere 66 Prozent auf 1,31 Milliarden US-Dollar und der Reingewinn gar um 160 Prozent auf 187 Millionen. Aber das Unternehmen habe die Prognosen nicht weiter angehoben, moniert ein Händler. Dies sei etwas enttäuschend.

Deutliche Abschläge verbuchen auch Adecco (-3,9%). Händler verweisen auf das etwas Ergebnis des Rivalen Randstad, der zwar die Markterwartungen insgesamt übertroffen, aber im wichtigen Markt USA umsatzmässig enttäuscht habe. Daraus würden Rückschlüsse auf die Zahlen von Adecco gezogen.

Zu den schwächsten Blue Chips zählt auch AMS (-2,2%). Der Titel gehört laut Händlern zu den am stärksten leerverkauften Aktien der Schweizer Börse. Möglicherweise wetteten Marktteilnehmer darauf, dass der Sensorenhersteller am Freitag mit dem Quartalsbericht enttäuschen könnte.

Aber auch bei positiven Impulsen greifen Anleger nicht zu, wie ein Händler sagt. Er verweist auf die Aktien der beiden Luxusgüterhersteller Richemont (-1,1%) und Swatch (-1,4%). Das gute Ergebnis, das der Weltmarktführer LVMH am Vorabend veröffentlicht hat, ermuntere die Anleger nicht zu Käufen. "Das war wohl bereits in den aktuellen Kursen ausreichend eskomptiert und führt daher eher zu Gewinnmitnahmen als zu Anschlusskäufen." Beide Titel haben nach den kürzlich veröffentlichten Zwischenberichte nämlich kräftig zugelegt.

Im Mittelfeld tummeln sich die Finanzwerte CS, UBS, Swiss Re und Zurich mit Abschlägen von -0,2 bis -0,5 Prozent. Die Schwergewichte Nestlé und Novartis (je -0,5%) sind ebenfalls schwächer und Roche (-0,1%) knapp gehalten.

Höhere Kurse verzeichnen die Aktien des Medizintechnikers Straumann (+0,8%), von Kühne+Nagel (+0,4%), Givaudan (+0,4%), Swisscom und Clariant (je +0,2%).

Am breiten Markt stechen Obseva (+41%) ins Auge. Die Biotechnologiefirma hat mit dem US-Unternehmen Organon ein Lizenzabkommen zur Entwicklung und Vermarktung von Ebopiprant abgeschlossen und hat Anrecht auf Meilenstein- und Lizenzgebühren von bis zu 500 Millionen Dollar. "Etwas viel Vorschusslorbeeren. Obseva muss erst liefern", sagt ein Händler.

Die Titel des Schokoladeherstellers Lindt&Sprüngli (+3,6%) legen nach der Zahlenvorlage zu, die des Verpackungskonzerns SIG Combibloc (-1,5%) und der Bank Vontobel (-0,1%.) geben dagegen nach.

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